„Lasst uns mit Danken vor Gottes Angesicht kommen!“ (Psalm 95, 2)
So begann meine Andacht im Johannisboten vor einem Jahr zum Erntedankfest. Gut besucht und fröhlich war der Gottesdienst, als Auftakt unseres Gemeinde-festes. Es gab wirklich viel Anlass zu danken! In diesem Jahr sind wir an Ernte-dank zu Gast auf dem Gut, mit Posaunen- und mit Gospelchor! Wir werden dann auch Abendmahl in einer sicheren Form anbieten. Seit Oktober 2019 ist wirklich einiges passiert. Erst mussten wir, wie alle Gemeinden, unsere Kirche ganz schließen. Seit Mitte Mai waren Gottesdienste wieder in der Kirche möglich, aber seit August müssen wir wegen der dringend nötigen Renovierung unserer Kirche ins Gemeindehaus oder auf den Platz davor, auch auf unsere Wiese oder an andere Orte, ausweichen. Das trifft uns als Gemeinde. Denn seitdem kommen nicht mehr so viele am Sonntagmorgen wie vor Corona, sicher auch aus Sorge vor Ansteckung. Trotz eingeschränkter Platzzahl bleiben Stühle leer. „Stell Dir vor, es läuten am Sonntagmorgen die Glocken… und keiner kommt!“ So fühlt sich das für unsere Küsterinnen und Kirchenvorsteher*innen und auch für mich manchmal am Sonntagmorgen kurz vor 10 Uhr an.
In unserer Partnergemeinde in Südafrika sind bis heute die Kirchen geschlossen – und ihnen fehlen die Kollekten für Gehälter und Anschaffungen, aber vor allem fehlt ihnen die Gemeinschaft. Uns geht es da viel besser. Wir dürfen, wenn auch eingeschränkt, Gemeinschaft haben!
Ich weiß, dass der Besuch eines Gottesdienstes nicht die einzige Möglichkeit ist, sein Leben als protestantische*r Christ*in zu gestalten. In praktischer Hilfe am Nächsten und beim Gestalten schöner Feste etwa zeigt sich das ebenso. Aber am Sonntag, dem traditionellen Ruhetag der Woche, ist es einfach gut, mal für eine Stunde auf dem Smartphone nicht erreichbar zu sein, die Gemeinschaft mit anderen Christen*innen zu suchen; dass Menschen jeden Alters die Hände fal-ten und dankbar durch Gottes Brille das eigene Leben bedenken. Dafür ist Zeit und Raum in einem Gottesdienst.
Es gibt eben auch heute viel Anlass, Gott dankbar zu sein!
Andreas Pöhlmann