„Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott:“
So klingt das Wort aus der Bibel zum Monat Juli, mit dem wir in die Sommerferien starten. In diesem oft heißen und sonnigen Sommer, der angenehm die Haut wärmt, aber auch den Boden dörrt, haben wir häufiger Durst. Und trinken gerne etwas Kaltes zur Erfrischung. Manche schwören auch auf warme Getränke bei der Hitze.
Was war alles los in den letzten Wochen! Durstig nach Leben und Gemeinschaft haben wir vieles wieder getan, was zwei Jahre lang warten musste. Die Pandemie ist nicht vorbei, aber viele haben richtig Durst auf Leben!
„Wie der Hirsch schreit nach frischem Wasser!“, so startet Psalm 42, von dem unser Vers der dritte ist. Auch die Wildtiere haben Durst in dieser Zeit. Und suchen nach einer Tränke. Wobei ich schreiende Hirsche eher mit der Brunft und nicht mit dem Durst in Verbindung bringe.
„Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott:“
Auch in diesem Jahr war ich wieder mit einem Freund im Kloster Münsterschwarzach zur Einkehr. Im Gesang der Benediktinermönche dort, die in jedem Jahr nach der Ordnung des Heiligen Benedict alle 150 Psalmen und damit auch den 42. Im Wechsel singen, wurde mein Durst nach Gott gestillt. Wundervoll, da in der Bank zu sitzen, dem Vorsänger zu lauschen, um dann mit dem Chor der Brüder zu antworten! Wir Gäste haben alle das Antiphonal des Ordens in der Hand und lesen und singen mit. Und in jedem Vers halten wir alle für Sekunden inne, atmen ein, warten und empfinden diesen Durst nach Schönheit und Frieden – und bringen dann den Vers zu seinem Ende. Ich stelle mir vor, dass auch im Himmel die Seelen die Psalmen singen! An unserem Tisch saß in diesem Jahr eine Frau, die mit großen Lebensfragen gekommen war, mit einer Tiefen Trauer um ihr Kind und so mancher Enttäuschung über ihre Kirche. Und zugleich besaß sie so viel Kraft. Und ich spürte, dass auch ihr Durst an diesem Ort gestillt werden konnte.
„Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott:“ Psalm 42, 3
Viele von uns machen sich jetzt im Sommer wieder auf den Weg in den Urlaub. An fremden Orten ist es leicht und verlockend, eine Oase zu finden, um den Durst nach Abwechslung und Abenteuer zu stillen, Am Weg liegen oft Kirchen oder andere geistliche Orte. Schön, wenn sie geöffnet sind und wir einfach eintreten können. Die Stille atmen, das Lichtspiel bunter Fenster verfolgen, Kunstwerke der Vergangenheit oder auch der Moderne betrachten, eine Kerze anzünden für einen lieben Menschen zuhause, der es braucht. Und dann wieder durch die Tür ins Helle treten und spüren, dass mein Durst nach Gott gestillt wurde.
Ihr Pastor Andreas Pöhlmann