„Ohne Sonntag gibt es nur noch Werktage!“
So lautete das Motto einer Kampagne der Evangelischen Kirche in Deutschland. Die Aussage stimmt, aber die Gewohnheiten der Menschen, ihren Sonntag zu gestalten, haben sich seitdem verändert. Für viele bleibt, wenn sie an diesem Tag nicht arbeiten müssen, auch heute der Sonntag ein Tag zum Atemholen. In einer besonderen Weise sind durch alle Lebensjahrzehnte die Sonntage in unserem Land auch ähnlich geblieben, wenn auch die Möglichkeiten, ihn zu gestalten, sich vermehrt haben. Längst haben ja heute nicht mehr alle Geschäfte am Sonntag geschlossen – und deren Mitarbeiter damit einen Arbeitstag, im benachbarten Bad Essen an jedem Sonntag. An bald jedem Sonntag lädt ein Fest im Nahbereich ein, es aufzusuchen. Am Leckermühlkreisel herrscht sonntags fast das gleiche Verkehrsaufkommen wie an einem Werktag. Und doch bleibt in unserem Land der Sonntag ein Tag für eine ruhigere Gangart. Ich erinnere mich noch gut daran, wie im unterfränkischen Dorf meiner Kindertage in den frühen 70er-Jahren am Samstagmorgen noch reges Treiben herrschte, dann mittags jeder seinen Gehsteig fegte und danach eine bleierne Ruhe einkehrte, die bis zum Sonntagabend anhielt. Der Kirchgang gehörte damals für viele dazu. Heute gehören das etwas spätere Aufstehen und ein geruhsames Frühstück der Familie dazu, wenn alle frei haben. Beim Bäcker oder am Tresen der Tankstelle herrscht dann Hochbetrieb. Am Sonntag achtet man nicht so auf die Uhr und lässt den Tag gerne laufen. Um 10 Uhr in den Gottesdienst zu kommen, das macht man nicht einfach so, dazu braucht es einen Anlass. Ob eine andere Uhrzeit für den Gang zur Kirche hilft? Ich weiß es nicht. Bei unseren Abendgottesdiensten, die wir nach wie vor anbieten, ist die Kirche nicht voller als am Morgen. Am Sonntag lieben die Menschen das Spontane, die blaue Stunde.
Jeder und jede braucht so eine Auszeit, immer wieder, etwa eine Urlaubsphase gerade im Sommer, etwas Sonntag am Stück sozusagen.
Um wieder Kraft zu schöpfen. Und mal die Dinge zu lassen, die seinen Alltag prägen. Ich lasse immer meine Gitarre zuhause – wir beide machen Pause. Um dann nach dem Urlaub immer wieder neu die Hornhaut auf den Fingerkuppen zu bilden für das Spiel. Und habe Zeit, mit Genuss ein Buch zu lesen, Zeit mit meiner Familie zu teilen und auch meinen Tag laufen zu lassen.
Manchmal beneide ich die Christen, die sich zu Freikirchen zählen. Bei denen ist es klar, dass sonntags nur der Besuch in der Gemeinde dran ist oder die Zeit der Familie gehört, und nichts anderes. Vielleicht versuchen Sie es mal, wenn Sie es nicht längst schon tun: Wenn Sie den Klang unserer Glocken hören, dann kommen Sie doch zu uns, gegen alle Gewohnheit, einfach aus Neugier, in die im Sommer kühle St. Johanniskirche. Wir bieten Ihnen Ruhe und einen schön gestalteten Raum, in der einzigen Fachwerkkirche des Landkreises Osnabrück; Zeit, auf neue Gedanken zu kommen; und bei gemeinsamem Gesang die eigene Stimme wieder zu entdecken. Ich verspreche Ihnen, dass wir sie nicht fragen, warum sie denn so lange nicht gekommen sind.
Wir freuen uns einfach auf Sie!
Andreas Pöhlmann