Mit der Seele baumeln
Die Sommerferien stehen vor der Tür. In der letzten Konfirmandenstunde davor frage ich in die Runde, was die Jugendlichen mit dem Wort „Ferien“ verbinden. Einer eröffnet mit einem Lächeln, dass er mit einem Freund verreisen werde, den Ort aber noch nicht kenne. Zeit mit der Familie zu verbringen, wünscht sich eine andere, während ein dritter leuchtende Augen bekommt, wenn er an den Familienurlaub der Nordsee denkt. Viel Schatten und wenig Sonne wünscht sich eine Konfirmandin, weil sie die Sonne nicht gut verträgt. Ein weiterer Jugendlicher fürchtet sich vor langen Autofahrten zum Urlaubsziel. Längst nicht alle von ihnen verreisen, gerade in dieser Zeit. So lässt manchen das Wort „ausschlafen“ tief durchatmen. Entspannung gehört zu den Ferien, sagt einer.
Auf jeden Fall liegt eine Zeit vor uns, in der der Takt ruhiger geht als sonst. Und das ist gut. Menschen brauchen Aufgaben, die sie fordern. Sie brauchen eine Struktur für ihren Tag. Sie brauchen aber auch das Gegenteil, den Müßiggang, die „blaue Stunde“. Neulich erzählte ein Mann, dessen Ruhestand mit dem Sommer beginnt, dass er sich wie ein Kind im Spiel erst einmal treiben lassen wolle. Die Zeit vergessen über einer Beschäftigung, die heute nicht fertig werden muss! Neulich bei der Frauenhilfe, diesmal in der runderneuerten Schützenhalle, ergänzen die Frauen, dass sie sich mit einem guten Buch erholen, gerne draußen im Liegestuhl, auch mit der Tageszeitung vor der Nase oder bei einem Spaziergang. Und sie schwelgen in Reiseerinnerungen von Gemeindefahrten.
Die zehn Gebote sagen recht klar, was wir Menschen tun und was wir lassen sollen. Im dritten Gebot heißt es, dass wir auch immer wieder unsere Arbeit zur Seite legen und einfach Mensch sein sollen. So verstehe ich das Gebot „Du sollst den Sabbat heiligen!“ Diesen Sabbat, als christlicher Sonntag, versuche ich zu halten. Dann habe ich Zeit für Familie und für Freunde. Oder ich verbringe Zeit mit einem Buch. So eine Sabbat-Zeit sind für mich auch die Sommerferien. Für mich gehört es dazu, zu verreisen, andere Orte und fremde Menschen zu entdecken. Da ist auch in unserem Land, gerade in dieser Zeit, einiges möglich.
Andreas Pöhlmann